Programm- und Performanceevaluation der WIN 2003 bis 2020
Wirtschaftsinitiative Nachhaltige Steiermark - WIN
Die "Wirtschaftsinitiative Nachhaltige Steiermark - WIN" wurde im Dezember 2002 als Beratungsprogramm ins Leben gerufen, um steirische Unternehmen (mittlerweile auch Gemeinden ua. Förderungswerber:innen) in den verschiedensten Aspekten des betrieblichen Umweltschutzes und des nachhaltigen Wirtschaftens zu unterstützen. Dazu werden Beratungsleistungen aus öffentlichen Mitteln gefördert, die von einem qualitätsgesicherten Pool von Berater:innen erbracht werden, die in verschiedenen Beratungsmodulen aktiv sind. Die durch die Beratungen identifizierten und zum Teil schon während der Beratung umgesetzten Verbesserungsmaßnahmen werden im Rahmen der Förderabwicklung von den Berater:innen in einer Maßnahmendatenbank dokumentiert, die Informationen über die erzielten wirtschaftlichen und ökologischen Verbesserungen enthält. Die Maßnahmendatenbank wird regelmäßig auf Plausibilität überprüft und anhand von Kennziffern durch das Institut für Industrielle Ökologie ausgewertet (sog. Performance Evaluierung).
Die Ziele der im Jahr 2021 durch die WU Wien, Institut für Nachhaltigkeitsmanagement in Kooperation mit dem Institut für Industrielle Ökologie (IIÖ) durchgeführten Evaluation waren eine kompakte Darstellung der erzielten Umwelteffekte (IIÖ), die Beurteilung ihrer Effektivität und Effizienz (WU), eine Analyse der Stärken und Schwächen und darauf aufbauend Empfehlungen zur strategischen Weiterentwicklung (WU).
In den knapp 20 Jahren ihres Bestehens hat die WIN mehrfach ihre Schwerpunkte verändert und damit ein hohes Maß an Flexibilität bewiesen. Standen in den ersten Jahren die Themen Abfall, Bauen und Ressourcen im Vordergrund, gewann ab dem Jahr 2009 das Thema Energie massiv an Bedeutung und prägte die WIN für lange Zeit.
Seit dem Beginn standen der WIN öffentliche Mittel von 11,7 Mio. Euro zur Verfügung, die zu 46% für Beratungsförderungen, zu 42% für den Personalaufwand in den Trägerorganisationen und zu 12% in modulübergreifende Aktivitäten eingesetzt wurden.
Durch die öffentlichen Aufwendungen in Höhe von 11,7 Mio. Euro wurden insgesamt 50 Mio. Euro betriebliche Aufwendungen (von Betrieben gedeckte Beratungsmaßnahmen und Investitionen in Umwelt-Maßnahmen) ausgelöst, was einem Multiplikator von 1 zu 4,3 entspricht. Das bedeutet, dass jeder Euro, der von der öffentlichen Hand in die WIN investiert wird, 4,3 Euro an betrieblichen Investitionen auslöst. Das stellt eine konservative Schätzung dar. Rechnet man die betrieblichen Investitionen in Kerngeschäft und Infrastruktur ebenfalls hinzu, was einer optimistischen Schätzung entspricht, erzielt die WIN einen Multiplikator von 1 zu 9,4.
Die größten von der WIN erzielten Umwelteffekte stammen von technischen und organisatorischen Maßnahmen, die die Förderungswerber:innen im Zuge oder als Folge der Beratung umgesetzt haben. Von vergleichsweise geringer Bedeutung sind Veränderungen von Produkten, Maßnahmen zur Risiko-Minimierung oder kommunikative Maßnahmen.
Die durchschnittliche Amortisationszeit liegt bei knapp 5 Jahren, wobei eine beträchtliche Streuung festzustellen ist zwischen Maßnahmen, die sich in weniger als einem Jahr amortisieren und Maßnahmen, deren Amortisationszeit bei 10 Jahren oder mehr liegt. Zusätzlich zu den Umweltmaßnahmen haben die in der WIN beratenen Betriebe auch Investitionen in ihr Kerngeschäft und ihre betriebliche Infrastruktur getätigt, bei denen allerdings unklar ist, wie großen Einfluss die Beratung auf die Investitionsentscheidung hatte. Diese Maßnahmen amortisieren sich nicht aus Einsparungen, erzielen aber beträchtliche Umwelteffekte. Um den Ausweis von Mitnahmeeffekten in der Evaluation zu vermeiden, wurden diese Maßnahmen gesondert betrachtet und analysiert.
Im Zeitverlauf zeigt sich bei den geplanten und umgesetzten Maßnahmen eine gewisse Stagnation in den letzten Jahren, die auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist: den Wegfall von Großbetrieben, die im Regelfall größere Maßnahmen umsetzen, dem Fehlen eines wirkungsstarken Moduls im Zentrum der WIN und einem kontinuierlichen Rückgang des Anteils der Betriebe aus der Branche „Herstellung von Waren".
In den knapp 20 Jahren - seit dem Bestehen der WIN - haben 2.267 steirische Betriebe eine WIN-Beratung genutzt und so rund 3.000 Maßnahmen realisiert.
Zusammenfassend kann die "Wirtschaftsinitiative Nachhaltige Steiermark" auf zwanzig erfolgreiche Jahre als Beratungsförderungsprogramm zurückblicken:
- professionelle Berater:innen unterstützen steirische Unternehmen, die effektive Maßnahmen zur Umweltentlastung umsetzen und zugleich Kosten sparen wollen,
- das WIN Programm-Management wird als engagiert und die WIN als erfolgreich wahrgenommen.
Um daher als Beratungsförderprogramm weiterhin erfolgreich zu sein, soll im Zuge eines Strategieprozesses 2022 die WIN - Trägerschaft erneuert und durch die Einbindung des Wirtschaftsressorts auf eine breitere Basis gestellt werden.